Die Rolle der Kirchen in der politischen Auseinandersetzung

Die großen Kirchen in Deutschland verstehen sich offiziell als überparteiliche Akteure, die ethische Orientierung geben und gesellschaftlichen Zusammenhalt fördern wollen. Kritische Beobachter werfen jedoch insbesondere kirchlichen Führungspersonen vor, sich in politischen Streitfragen auffallend häufig auf die Seite der Regierung oder etablierter Mehrheiten zu stellen. Stellungnahmen gegen bestimmte Parteien, Demonstrationen oder Bewegungen werden von deren Anhängern als parteiische Einmischung empfunden. Befürworter kirchlicher Positionierungen sehen darin dagegen ein notwendiges Eintreten für Menschenrechte und die Würde jedes Einzelnen. Die Spannung zwischen prophetischer Kritik und politischer Parteinahme bleibt damit hoch: Wo endet eine moralische Mahnung, und wo beginnt das bewusste Mitwirken an der gesellschaftlichen Ausgrenzung einzelner oppositioneller Milieus?